Bildungsurlaub – auch im Homeoffice möglich?

Eine Möglichkeit, ihre Karriere zu pushen, ist ein Bildungsurlaub. Foto:© Monet / stock adobe

Treten Sie beruflich auf der Stelle? Eine Möglichkeit, ihre Karriere zu pushen, ist ein Bildungsurlaub. Doch wer ist zuständig, da Sie in NRW wohnen, dort im Homeoffice arbeiten, aber Ihre Firma in Niedersachsen sitzt.

Die Bedingungen für einen Bildungsurlaub regeln die Gesetze und Verordnungen des jeweiligen Bundesandes, in dem sich der Sitz des Arbeitgebers befindet. Doch falls Sie dauerhaft zu Hause arbeiten, ist es anders.

Was ist Bildungsurlaub?

Ein Bildungsurlaub ist eine besondere Art, Urlaub zu machen. Denn er dient ausschließlich der politischen oder beruflichen Weiterbildung von Arbeitnehmern. Vielleicht kennen sie ihn eher unter den Begriffen „Bildungsfreistellung“ und „Bildungszeit“?

Rechtliche Grundlagen und Unterschiede je nach Bundesland

Rechtliche Grundlagen

Die rechtliche Grundlage für den Bildungsurlaub schuf die Internationale Arbeitsorganisation (ILO). Diese fördert weltweit Menschen, Arbeitsrechte sowie die soziale Gerechtigkeit. Im Übereinkommen Nr. 140 vom 24. Juni 1974 verpflichtete sich die Bundesrepublik Deutschland der ILO gegenüber, Arbeitnehmern ein Recht auf Bildungsurlaub einzuräumen.

Zugleich liegt laut Artikel 70 Abs. 1 des Grundgesetzes die Kulturhoheit und damit einhergehend die Bildungshoheit bei den Bundesländern. Diese räumten – mit Ausnahme des Freistaates Bayern – zwischen 1974 und 1990 nacheinander das Recht auf Bildungsurlaub ein.

Den Beginn machte Hamburg. Nach der Wiedervereinigung erhielten auch die Arbeitnehmer in den neuen Bundesländern das Recht auf Bildungsurlaub. Wiederum machte ein Bundesland nicht mit: Sachsen.

Unterschiede der Bildungsurlaub-Regelungen der einzelnen Bundesländer

Kommen Sie aus Schleswig-Holstein oder aus Rheinland-Pfalz? Gleich, wo Sie wohnen: Lesen Sie die Regelungen nach, denn diese fallen in den Bundesländern nicht einheitlich aus.

Unterschiede gibt es beispielsweise bei der Anzahl der Arbeitstage, die für die berufliche und politische Bildung genutzt werden dürfen. Darüber hinaus existieren zusätzliche „besondere Regelungen“. Einige Bundesländer erlauben es auch, den Bildungsurlaub zu verwenden, um Wissen für ehrenamtliche Tätigkeiten zu erlangen. Manche Länder gestatten einzig Weiterbildungsveranstaltungen bei den von ihnen anerkannten Bildungsträgern.

Bundesland

Rechtsgrundlagen

Regelungen Bildungsurlaubs-Anspruch/Arbeitstage
Baden-Württemberg

BzG BW vom 17.03.2015

VO BzG BW vom 15.12.2015

Bildungsurlaubsanspruch für politische und berufliche Weiterbildung sowie für Qualifizierungsmaßnahmen zur Befähigung der Wahrnehmung ehrenamtlicher Tätigkeiten

Schriftlicher Antrag mindestens acht Monate vor Beginn der Bildungsveranstaltung beim Arbeitgeber

5 Arbeitstage pro Jahr
Bayern

Kein Gesetz

Nicht gesetzlich geregelt Nicht gesetzlich geregelt
Berlin

Berliner Bundesurlaubsgesetz (BiUrlG) vom 24.10.1990

Anspruch auf berufliche und politische Weiterbildung

Antragsfrist gegenüber Arbeitgeber: sechs Wochen vor Veranstaltungsbeginn

Zehn Tage jährlich für Arbeitnehmer unter 25 Jahre

Zehn Tage in zwei Jahren für Arbeitnehmer über 25 Jahre

Brandenburg

Brandenburgisches Weiterbildungsgesetz (BbgWBG vom 15. Dezember 1993

Verordnung über die Anerkennung von Weiterbildungsveranstaltungen zur Bildungsfreistellung

Anspruch auf berufliche, politische und kulturelle Weiterbildung

Antrag beim Arbeitgeber spätestens zehn Wochen vor Antragsbeginn

Zehn Tage in zwei Jahren, mit Zustimmung des Arbeitgebers

Verteilung auf mehr Jahre möglich

Bremen

Bremisches Bildungsurlaubsgesetz (BremBUG)

Verordnung über die Anerkennung von Bildungsveranstaltungen nach dem BremBUG vom 24.08.2010

Anspruch auf allgemeine, berufliche und politische Weiterbildung

Antrag beim Arbeitgeber spätestens vier Wochen vor Veranstaltungsbeginn

Zehn Tage in zwei Jahren
Hamburg

Hamburgisches Bildungsurlaubsgesetz vom 21.1.1974

Verordnung über die Anerkennung von Bildungsveranstaltungen vom 9.4.1974

Gebührenordnung für das Schulwesen sowie für die Bereiche der Berufsbildung und der allgemeinen Fortbildung vom 7. Dezember 2017 (HmbGVBl. S. 457)

 

Anspruch auf politische Bildung, berufliche Weiterbildung,

Qualifizierung für ehrenamtliche Tätigkeiten laut Katalog der Ehrenämter gemäß § 1 (3) AVO)

Studienreisen und Tagungen

Antrag beim Arbeitgeber zehn Wochen vor Veranstaltungsbeginn

Zehn Tage innerhalb von zwei Jahren

Kumulierung auf vier Jahre möglich, wenn der Arbeitgeber zustimmt

Hessen

Hessisches Gesetz über den Anspruch auf Bildungsurlaub (HBUG) vom 28. Juli 1998, geändert durch Gesetz vom 13.12.2012 (GVBl. I S. 622)

Verordnung über die Anerkennung von Trägern für die Durchführung von Bildungsveranstaltungen und von Bildungsveranstaltungen vom 1. Februar 199 (GVBl. I S. 294, 348)

Anspruch auf Bildungsurlaub zur politischen Bildung, beruflichen Weiterbildung, Schulungen für die Wahrnehmung eines Ehrenamtes

Antrag beim Arbeitgeber spätestens sechs Wochen vor Veranstaltungsbeginn

Fünf Tage

Kumulierung auf maximal zehn Tage bei Übertragung des Anspruchs vom laufenden Kalenderjahr auf das folgende.

MecklenburgVorpommern

Bildungsfreistellungsgesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern (BfG M-V) vom 12.12.2013

Anspruch auf berufliche und politische Weiterbildung sowie auf Qualifizierung für die Wahrnehmung ehrenamtlicher Tätigkeiten

Antrag beim Arbeitgeber mindestens acht Wochen vor Veranstaltungsbeginn

Fünf Tage jährlich

Auszubildende haben lediglich einen Anspruch auf Bildungsurlaub von fünf Tagen innerhalb der gesamten Ausbildungszeit.

Niedersachsen

Niedersächsisches Bildungsurlaubsgesetz – NBildUG vom 25.01.1991

Verordnung zur Durchführung des Niedersächsischen Bildungsurlaubsgesetzes (DVO-NBildUG) vom 26.03.1991

Richtlinie zur Durchführung des Anerkennungs- und Berichtverfahrens nach dem Niedersächsischen Bildungsurlaubsgesetz (NBildUG), Runderlass des MWK v. 23.04.1997 -3253500-20-

Anspruch auf Bildungsurlaub zur beruflichen und politischen oder wert- und normenorientierten sowie zur allgemeinen Bildung Fünf Tage (Ausnahme: mindestens drei aufeinander folgende Tage)

Fünf Tage innerhalb von 12 Wochen

NordrheinWestfalen

Gesetz zur Freistellung von Arbeitnehmern zum Zwecke der beruflichen und politischen Weiterbildung. Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz vom 06.11.1984

Anspruch auf Bildungsurlaub zur beruflichen und politischen Weiterbildung sowie deren Verbindung

Antrag beim Arbeitgeber spätestens sechs Wochen vor dem Veranstaltungsbeginn.

Fünf Tage jährlich

Bei schriftlichem Antrag beim Arbeitgeber kann der Arbeitnehmer seinen Anspruch aus zwei Jahren zusammenfassen.

Rheinland-Pfalz

Bildungsfreistellungsgesetz – BFG vom 30. 03. 1993

Landesverordnung zur Durchführung des Bildungsfreistellungsgesetzes (BFGDVO) vom 08.06. 1993

 

Anspruch auf Bildungsurlaub zur gesellschaftspolitischen oder beruflichen Weiterbildung sowie für Veranstaltungen, die beides verbinden

Antrag beim Arbeitgeber spätestens sechs Wochen vor Beginn der Bildungsveranstaltung

Zehn Tage in zwei Jahren,

Fünf Tage pro Ausbildungsjahr für Teilnahme an gesellschaftspolitischen Weiterbildungen

Saarland

Saarländisches Bildungsfreistellungsgesetz (SBFG)

Anspruch auf Bildungsurlaub zur politischen und beruflichen Weiterbildung sowie zur Qualifizierung für ein Ehrenamt Sechs Tage (unter Einsatz von drei freien Arbeitstagen des Arbeitnehmers durch Abfeiern von Überstunden, oder Urlaub)

Anspruch von zwei Jahren zusammenzulegen möglich

Sachsen Nicht gesetzlich geregelt Nicht gesetzlich geregelt
Sachsen-Anhalt

Bildungsfreistellungsgesetz vom 04.03.1998

Bildungsfreistellungsverordnung vom 24.06.1998

Anspruch auf Bildungsurlaub zur berufsspezifischen Weiterbildung und beruflicher Qualifikation

Antrag beim Arbeitgeber spätestens sechs Wochen vor Beginn der Veranstaltung

Fünf Tage

Kumulierung auf zwei Jahre möglich

Schleswig-Holstein

Weiterbildungsgesetz Schleswig-Holstein vom 06.03.2012 (WBG)

Bildungsfreistellungsverordnung – BiFVO vom 16.05.2017

Anspruch auf Bildungsurlaub zur politischen, beruflichen, allgemeinen und kulturellen Weiterbildung sowie zur Qualifizierung für ehrenamtliches und zivilgesellschaftliches Engagement

Antrag bei Arbeitgeber spätestens sechs Wochen vor Veranstaltungsbeginn

5 Tage jährlich

Verblockung mit nicht genutztem Anspruch des Vorjahres möglich bei Mitteilung bis zum 30.09. des laufenden Jahres.

Thüringen

Thüringer Bildungsfreistellungsgesetz (ThürBfG) vom 12.07.2016

Anspruch auf Bildungsurlaub zur gesellschaftspolitischen, ehrenamtsbezogenen und arbeitsweltbezogenen Weiterbildung

Antrag beim Arbeitgeber spätestens acht Wochen vor Beginn der Veranstaltung

Fünf Tage jährlich

Gilt Homeoffice als Arbeitsort im Sinne des Bildungsurlaubs?

Möchte ein Arbeitnehmer Bildungsurlaub in Anspruch nehmen, gelten die Gesetze und Verordnungen des Landes, in dem sich sein Arbeitsort befindet. Dies ist regulär der Ort, an dem der Arbeitgeber seinen Sitz hat. Arbeitet der Arbeitnehmer jedoch stets im Homeoffice, sind die Gesetze und Verordnungen des Bundeslandes maßgeblich, in dem der Arbeitnehmer wohnt.

Voraussetzungen und Genehmigung durch den Arbeitgeber

Welche Voraussetzungen gelten, falls Sie für eine Weiterbildung vom Arbeitgeber frei bekommen möchten? Um diese Informationen zu erhalten, die sich auf das Bundesland beziehen, in dem sie arbeiten, gehen Arbeitnehmer online. Aktuelle Hinweise zum Bildungsurlaub in Schleswig-Holstein zum Beispiel erhalten Arbeitnehmer somit auf der offiziellen Internetseite der Landesregierung.

Zunächst stellt der Arbeitnehmer einen schriftlichen Antrag bei seinem Chef und hofft auf dessen Einverständnis. Liegen betriebliche Gründe vor, kann er dem Arbeitnehmer die Teilnahme an der Weiterbildung verweigern. Deshalb ist es ratsam, vor Antragstellung beim Arbeitgeber vorzufühlen und die Fristen für den schriftlichen Antrag zu beachten.

Vor- und Nachteile von Bildungsurlaub

Nehmen Sie an einer Weiterbildung im Rahmen eines Bildungsurlaubs teil, profitieren Sie selbst, aber auch Ihr Arbeitgeber. So haben Teilnehmer durch eine Weiterbildung die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu erkennen und diese auszubauen. Sie verbessern ihre Karrierechancen, weil sie ihre Kenntnisse erweitern. Der Arbeitgeber profitiert von der erweiterten Kompetenz seines Arbeitnehmers. Dies führt zu einer höheren Effizienz, Produktivität und Kreativität.

Nachteilig bei einem Bildungsurlaub sind für beide Seiten die Kosten. Der Arbeitgeber muss den Arbeitnehmer freistellen. Das bedeutet, dass er in dieser Zeit nichts produziert. Der Teilnehmer der Weiterbildung bezahlt die Unterkunft sowie die Anreise selbst. Ebenso kommt er für die Teilnehmergebühr auf.

Zudem kann geringe Flexibilität ein Nachteil sein, denn der Arbeitnehmer hat nur wenige Tage für seine Weiterbildung zur Verfügung. Schließlich braucht er auch noch die Zustimmung seines Arbeitgebers. Lehnt er ab, kann dies zu Konflikten führen.

Fazit

Bildungsurlaub ist Ländersache. Ist ein Arbeitnehmer dauerhaft im Homeoffice tätig, sind die rechtlichen Regeln des Bundeslandes maßgeblich, in dem der Angestellte wohnt.